Fraglich war die Erstbesetzung der Heimleitung, wollte man doch mehr sein als ein normales Studentenwohnheim, nämlich ein Ort der politischen Bildung, der Erziehung zu Toleranz, Demokratie und sozialem Engagement. Die Vereinsgründer setzten mit der Wahl der ersten Heimleiterin ein deutliches Zeichen: Sie beriefen die damals noch wenig bekannte, junge Historikerin
Dr. Helga Grebing (✝ 25. September 2017 in Berlin), die in den Folgejahren Standardwerke über den Nationalsozialismus und die Deutsche Arbeiterbewegung schrieb. Aus heutiger Sicht war sie eine der profiliertesten Historikerinnen der Nachkriegszeit.
Grebings Programm für das Wohnheim war ein „Studium générale“: Die Studierenden sollten über Politik, Zeitgeschichte, Literatur und Kunst debattieren. Gefördert wurde dies durch Vorträge prominenter Persönlichkeiten wie Dr. Wilhelm Hoegner zum Thema „Wie wird Deutschland regiert“,
Dr. Alfred Jüttner über „Die Sowjetisierung Ostmitteleuropas“ oder
Inge Scholl, die Schwester der Ermordeten, darüber, „inwieweit die Vorstellungen ihrer Geschwister heute verwirklicht seien“. So kam es, dass die Süddeutsche Zeitung am 28. März 1961 einen Artikel über das Wohnheim unter dem Titel „Die Hausbewohner – eine Völkerfamilie“ veröffentlichte.
Als Heimleiter folgte Grebing am 1. Mai 1962 der Mathematiker Josef Maisch, hauptberuflich erster Rektor des seinerzeit neu errichteten München-Kollegs. Er war bis zu seinem Tod am 25. September 1986 länger als 24 Jahre in verdienstvoller Weise nebenberuflich als Heimleiter tätig. Diese Zeit verkörperte eine ganze Ära des Schollheims, die stark vom politischen und gesellschaftlichen Wandel geprägt war, der unser Land seit 1968 ergriff.
Anschließend übernahm der pensionierte Pädagoge Karl-Heinz Hammermüller die Heimleitung, bis er im Alter von 77 Jahren am 4. Mai 2001 starb. Als bewährter Hochseesegler steuerte er auch zu Lande mit viel Umsicht, Einfühlung und im kooperativen Geist einen erfolgreichen Kurs für das Wohnheim.
Nachfolger wurde der Architekt Tilmann Breitbach, dessen Tätigkeit bei der bayerischen Staatsbauverwaltung im Frühjahr 2002 durch den Eintritt in den vorgezogenen Ruhestand endete. Wie die Vorgänger/innen widmete er sich mit Erfolg dem Wohnheim, besonders erwähnenswert ist hier der Bau von Haus 3. Im Auftrag des Vereins entwarf er die Ersten Pläne des Erweiterungsbaus, danach begleitete und überwachte er die Bauaktivitäten für den Verein. Altersbedingt zog er sich 2019 von der Heimleitung zurück.
Seit 2019 ist Alexandra Filser die Nachfolgerin von Tilmann Breitbach, die nun die Aufgaben der Verwaltungs- und Heimleitung in Personalunion erledigt. Vor der zusätzlichen Übernahme der Heimleitung war sie schon seit 2014 in der Verwaltung des Schollheims aktiv, ab 2018 als Verwaltungsleiterin. Sie wurde bei der Firma W. Rohrer & Sohn Treuhandgesellschaft zur Kauffrau für Grundstücks- und Wohnungswirtschaft ausgebildet und kennt sich daher bestens mit der Mietverwaltung aus.